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Slow Food meint nicht Schnecken

Weinbergschnecken mit Kräuterbutter zum Degustieren? Das Logo des Slow Food Market – eine kleine Schnecke mit ziemlich beeindruckendem Häuschen – lässt diesen Schluss auf den ersten Blick durchaus zu. Der Gang entlang der zahlreichen Verkaufsstände des derzeit stattfindenden Slow Food Market in der Expohalle in Bern widerlegt jedoch dieses Vorurteil. Denn zu degustieren gibt es hier Produkte, die auch in hiesigen Supermärkten zu kaufen sind: von Säften, Gewürzen, Müesli und Kaffee über Brot, Käse und Würste bis zu Bier, Wein und Schnaps.

Gegenbewegung zum Fast Food

Das «Slow» im Namen dieser Veranstaltung kann demnach kaum auf die Geschwindigkeit bezogen sein, mit welcher sich die dargebotenen Produkte vor ihrer Verarbeitung fortbewegt haben. Nein, vielmehr wollte der Italiener Carlo Petrini mit der Gründung der Marke Slow Food vor über 30 Jahren ein Gegengewicht zur Fast- Food-Kultur schaffen, die Einzug ins Essverhalten der westlichen Welt gehalten hat. Aber was bedeutet Slow Food genau?

Eine junge Frau am Infostand von «Slow Food Youth» – der Jungpartei sozusagen – mahnt: «Dazu gibt es wohl so viele Meinungen wie Mitglieder in unserem Verein.» Die Bewegung habe viele Aspekte, jeder würde den Fokus auf etwas anderes legen. Worauf legen die Besucher den Fokus? Eine Französin, die seit ein paar Jahren in der Schweiz lebt, sagt, sie vermisse den Geschmack in den Produkten der Supermärkte. Tomaten etwa würden kaum schmecken, weil sie an Orten angebaut würden, an denen die Böden zu wenig Nährstoffe aufwiesen. Mit ihrem Konsumverhalten wolle sie die Produzenten dazu bewegen, mehr auf die Saisonalität zu achten. Eine andere Frau, die in Begleitung eines Mannes ist, sagt, dass sie wissen wolle, wie ihr Essen hergestellt werde. Regionale Produktion vereinfache die Kontrolle von Arbeitsbedingungen, Tierhaltung und den Umgang mit der Natur. «Am Ende gewinnen dadurch alle», sagt sie.

Die «Nein»-Sager, und die «Ja, aber»-Sager

Sehr wahrscheinlich überlappen sich die Slow-Food-Bewegung und die Bio-Bewegung ziemlich genau. Slow Food dürfte dabei leicht im Vorteil sein, weil der Anglizismus einen Hauch Modernität versprüht. Aber ob damit wirklich alle gewinnen? Auf jeden Fall hat Slow Food seinen Preis. Die Produkte sind eindeutig teurer als das Durchschnittsprodukt im Detailhandel. Konfrontiert man die Besucher damit, kristallisieren sich zwei Lager heraus: Das «Nein»-Lager, das partout bestreitet, dass Slow Food teurer ist als herkömmliche Lebensmittel, und das «Ja, aber»-Lager, das die Preisdifferenz über den Qualitätsunterschied erklärt.

Das Lustige: Auch das «Nein»-Lager begründet seine Meinung mit der unterschiedlichen Qualität. Man geht aber weiter und behauptet, dass Slow Food einen so viel Mal grösseren Nährwert aufweise, dass man weniger davon essen müsse, um satt zu sein. Das Paradebeispiel: der Vergleich von gekochtem Fleisch. Ein Kilo Fleisch aus dem Supermarkt falle beim Kochen so stark zusammen, dass der Gewichtspreis des gekochten Fleisches vergleichbar sei mit jenem Preis von Slow-Food-Fleisch. Solche Behauptungen schreien nach einem Fakten-Check. Leider gab es nur Slow-Food-Fleisch.